Ökologie und Kapitalismus
Wie hats der Kapitalismus mit seiner Umwelt?
Längst vorbei die Zeiten in der Umwelt- und Naturschutz ein Randthema waren. Galten noch in der Nachkriegszeit rauchende Fabriksschlote als Zeichen des wirtschaftlichen Wohlstands, und eingezäunte Naturreservate als Rückzugsräume der unberührten, unverwertbaren Natur, lässt sich heute keine klare Trennlinie zwischen dem Mensch und seiner „Sorge“ um die Umwelt feststellen. Die Weichen sind gestellt, in Richtung eines vermeintlich besseren, weil grünen und umweltverträglichen Kaptialismus, der alle Lebensbereiche durchzieht: So steht man ratlos vorm Supermarktregal und frägt sich was denn nun der Unterschied ist zwischen den Bio-Kartoffeln ist, und den normalen, die etwa die Hälfte kosten? Kein Unternehmen kann sich noch leisten als großer Umweltsünder dazustehen. Aufgeblasene Corporate Social Responsibilty Berichte sollen die Kund_innen davon überzeugen, dass sie durch ihren Konsum etwas zu einer ‚besseren Welt‘ beitragen. Das Schlagwort Nachhaltigkeit beschwört Harmonie zwischen kapitalistischen Wachstum und öko-sozialen Belangen. Die Gretchenfrage bleibt dabei ungefragt: Wie hats denn der Kapitalismus mit seiner Umwelt?
Was tun wegen dem Ende der Welt?
Umweltkrisen sind per se nichts neues. So haben schon ganze Zivilisatonen mit bedauern feststellen müssen, dass es retroperspektiv vielleicht doch nicht so gescheit war den letzen Baum der Insel umzusäbeln. Mit der Globalisierung kapitalistischer Produktionsweisen ging auch eine Zuspitzung ökologischer Probleme einher, die sich nun auch in der öffentlichen Wahrnehmung niederschlagen. Die mediale Präsenz vom Klimawandel birgt jedoch die Gefahr die sozialökologische Krise auf die Klimakrise zu reduzieren. Gleichzeitig, und mit eventuell ähnlich katastrophalen Resultaten stehen wir dem Verlust der Biodiversität, immer schwierigerem Zugang zu sauberem Wasser, Erosion und Versteppung, dem Verschwinden tropischer Wälder und anderern Krisentendenzen gegenüber. Trotz der Verschiedenheit dieser Krisen lässt sich jedoch eine Ursache erkennen, die allen gemeinsam ist: Sie sind alle das mehr oder mindere direkte Resultat eines Antagonismus zwischen unserem kollektiven Überleben in relativ stabilen öko-sozialen Systemen einerseits und den Erfordernissen der erweitereten Kapitalakkumuliation anderseits. Da ist also ein ökonomisches System, das auf ewigem Wachstum basiert und dessen Wachstum Mensch und Natur als Mittel kalkurliert. Die zerstörerische Kapitalakkumuliation untergräbt jedoch, wie schon Marx wusste, die natürlichen und sozialen „Springquellen“ ihres eigenen Reichstums. So stellen ökologische Probleme nicht nur vermehrt wirtschaftsschwache Länder, welche sich teure Maßnahmen zur Adaption nicht leisten können vor zunehmende Probleme, sondern gefährden die globale Kapitalakkumulation an sich.
Grüner Kapitalismus Superstar!
In diesem Sinn bringt das höchst anpassungsfähige kapitalistische System vermeintliche Lösungen hervor, deren Problemlagen es selber verursacht hat. Ecological Economics, das Schlagwort Nachhaltigkeit oder die Forderungen nach einem Green New Deal sind also nicht etwa Ausdruck einer prinzipiellen Sorge um eine lebenswerte Umwelt sondern sollen die zukünftige Kapitalakkumulation nachhaltig sicher stellen. Ideologisch gilt Naturzerstörung also nicht länger als logische Folge der kapitalistischen Produktion; sondern als wirtschaftlich ineffizient. Die zunehmende Betrachtung der Folgen der ökologischen Krisen „jenseits aller Naturromantik“ ist also nicht etwa eine „grüne Revolution“ sondern folgt strikt der bekannten Wachstumslogik.
Mensch und Natur werden nicht als Lebewesen und Individuen geschützt, sondern gemäß ihrer übergeordneten kapitalistischen Verwertbarkeit. Wäre diese Prämisse nicht schon Grund genug für radikale Kritik, erweißt sich der sogenannte Grüne Kapitalismus offensichtlich als wirkungsloses Placebo. Die Ausbeutung von Mensch und Umwelt wird munter fortgeführt; nun sogar mit bestem Gewissen. Wenngleich Bio- und Fairtradeprodukte konkrete Verbesserungen ermöglichen, ist deren Konsum in keinster Weiße dazu geeignet aus dem kapitalistischen Teufelskreis auszubrechen. Initiativen wie Fairtrade helfen nicht den Ärmsten der Armen und brechen die Strukturen des Welthandels auch nicht auch. Rohstoffproduzent_innen werden weiterhin am untersten Ende der Wertschöpfung einzementiert – die strukturellen Ursachen ihrer Armut bleiben unangetastet und unbenannt.
Umwelt als Ware
Die Ökologischen Krisen werden dabei auf verschiedensten Ebenen als gesellschaftsneutral betrachtet und dementsprechend bearbeitet. Auf makroökonomischer Ebene versuchen Ecological Economics den grünen Kapitalismus theoretisch zu untermauern. In der Umsetzung wird umfassend sowohl auf top-down als auch auf bottom-up Prozesse (Lokale Agenda 21, Ökosoziales Studierendenforum, ...) gesetzt. So steht im EU-Forschungsschwerpunktprogramm “Horizon 2020” etwa als Zielbeschreibung: “In a changing world, we want the EU to become a smart, sustainable and inclusive economy“. Obwohl sich konkrete Unterziele wie climate action, ressource efficiency oder smart, green and integrated transport durchwegs als unterstützenswert ausgeben wird gleich zu Beginn festgestellt, dass es sich bei „Horizon 2020“ um „eine Wachstumsstrategie für das kommende Jahrzehnt“ handelt. So heißt es weiter: „Horizon 2020 will tackle societal challenges by helping to bridge the gap between research and the market by, for example, helping innovative enterprise to develop their technological breakthroughs into viable products with real commercial potential.” Dem Grünen Kapitalismus geht es also nicht darum konkrete Lösungsansätze ökoloigscher Probleme zu finden; sozusagen Gebrauchswerte hervorzubringen; sondern wie dem Kapitalismus inheränt Tauschwerte zu schaffen um den Antagonismus zwischen Kapitalismus und Umwelt möglichst profitabel „aufzuheben“. Analog zum Spruch „Im Kapitalismus werden die Semmeln nicht für den gebacken, der hungrig ist, sondern für den, der sie bezahlt“ verhält es sich mit der „grünen Ware“ Umwelttechnologie. Sie wird etwa nicht dahin exportiert wo sie am dringensten benötigt wird, sondern glänzt ,plakativ formuliert, in Form von Fotovoltaikanlagen von den Dächern, weißer, männlicher, europäischer Haushalte. Dort beruhigt sie das grüne Gewissen und sichert in zunehmenden Ausmaß die nationale Energieautonomie.
Wider dem „nachhaltigen“ Kapitalismus
Diese Zeilen können die schwere Krise der Umweltbewegung, die sich weitgehend positiv auf einen „besseren“ Kapitalismus bezieht, und die Notwendigkeit eines emanzipatorischen Umweltschutzes nur anreißen. Unmenschliche Arbeitsbedingungen und Umweltzerstörung lassen sich nicht durch "Fair Trade" oder durch Forschungsschwerpunkte der EU-Kommission ("Horizon 2020") abschaffen, sondern nur durch ein Ende des kapitalistischen Systems. Die Unversitäten und die ÖH sollten sich nicht durch solche Projekte vereinnahmen lassen, sondern müssen Organisationen der kritischen Reflexion,Forschung und Initative sein. Sie müssen Orte sein, die ein Ende des Kapitalismus eher vorstellbar machen als das Ende der Welt. Denn das überleben um jeden Preis kann nicht unser Ziel sein. Wir wollen die befreite Gesellschaft für jeden.
Gegen "nachhaltigen" Kapitalismus - für verantwortungsvollen Umgang mit der Umwelt und menschenwürdige Verhältnisse, für den Kommunismus!